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Zur Menschlichkeit verpflichtet

In St. Josef Herzogenrath-Straß hat Flüchtlingsfamilie Shawisch Zuflucht und Helfer mit Herz gefunden

10_Flüchtlingskümmerer (c) Andrea Thomas
10_Flüchtlingskümmerer
Datum:
Mi. 4. März 2015
Von:
Andrea Thomas
„Du sollst einen fremden Untertan, der vor seinem Herrn bei dir Schutz sucht, seinem Herrn nicht ausliefern. Bei dir soll er wohnen dürfen, in deiner Mitte, in einem Ort, den er sich in einem deiner Stadtbereiche auswählt, wo es ihm gefällt. Du sollst ihn nicht ausbeuten.“

Diese Zeilen aus dem Buch Deuteronomium (23,16–17) sind für die sozial vielfältig engagierte Pfarrei St. Josef in Herzogenrath-Straß eine Verpflichtung und ein klarer Handlungsauftrag. Seit 1993 engagieren sich Menschen in der Gemeinde in der Flüchtlings- und Asylarbeit. Wichtig sei, Menschen, die als Fremde kommen, zunächst alle Zuwendung zu geben, die möglich ist – aber sie dann auch wieder zu Herren über ihr eigenes Leben zu machen, sie nicht als „unsere Flüchtlinge“ zu vereinnahmen, erklärt Gemeindereferent Wilfried Hammers. Dazu müsse man ihre Geschichte kennen, um zu sehen wie das möglich sei.

Seit einigen Wochen leben in der Dachgeschosswohnung des Pfarrhauses Heyat Shawisch und ihre vier Kinder: Almaz (9), Can (6), Sherwan (5) und Ewan (3). Ihre Geschichte beginnt Ostern 2014 mit der Ankunft von Almaz. „Da hieß es von der Schule, da ist ein kleines Mädchen aus Syrien bei ihrem Onkel hier in Herzogenrath angekommen“, erzählt Eva Sommer, die sich gemeinsam mit Pastoralreferentin Yasmin Raimundo um die Familie kümmert. Zwei Monate später kommen die beiden Jungs, Can und Sherwan und vor Weihnachten Mutter Heyat mit dem Jüngsten. Ihr Mann – kriegsverletzt – ist noch immer in einem Flüchtlingslager in der Türkei.


Die Hilfsbereitschaft war überwältigend

Der Bürgerkrieg hat die Shawischs aus ihrer Heimatstadt Aleppo vertrieben. Was sie dort und auf ihrer Flucht per Schiff und Flugzeug erlebt haben – noch können sie darüber nicht sprechen. Ein Blick in die traurigen und für ihr Alter schon viel zu erwachsenen Augen von Almaz und Can erzählt auch so genug. „Sie sind alle fünf traumatisiert, die Mutter am Schlimmsten“, erzählt Eva Sommer. Die Helfer hoffen auf professionelle Hilfe durch einen Traumatologen. Die Kinder gehen in die benachbarte Grundschule und den Kindergarten. Im Umgang mit Gleichaltrigen lernen sie wieder Kind zu sein, tauen langsam auf. Ganz wichtig sei, dass sie alle erst einmal zur Ruhe kommen.

Dabei versuchen Eva Sommer und Yasmin Raimundo zu helfen, wo es nur geht – unterstützt von vielen Gemeindemitgliedern. Die Hilfsbereitschaft sei überwältigend. Sie reicht von der Mutter, die spontan den Spielteppich aus dem Kinderzimmer ihres Sohnes holt, mit dem Kommentar „Wir haben Fußbodenheizung“, über die junge Mutter, die arabisch spricht und Heyat und die Kinder zu sich einlädt und als Dolmetscherin fungiert, bis zu einer Familie, die Syrien kennt und Lebensmittel zur Verfügung stellt. Ohne all dies geht es auch nicht: „Das ist Marathon, kein Sprint“, sagt Eva Sommer. Ziel ist daher, die Hilfe in Form eines Arbeitskreises zu bündeln und so zu koordinieren, das sie nicht verpufft sondern langfristig greift. Warum sie sich um die Familie kümmern? – Erstaunte Blicke sind die Antwort. „Es ist doch nichts schlimmer, als irgendwo anzukommen und sich nicht willkommen zu fühlen“, sagt Yasmin Raimundo. Das sei eine Frage der christlichen Verantwortung.


Hoffen, bald wieder vereint zu sein

Schnell ist ein herzliches Verhältnis zwischen ihnen und der syrischen Familie entstanden. Für sie sei am wichtigsten, dass die Kinder in Sicherheit sind und zur Schule gehen können, sagt Heyat Shawisch, dankbar für die Unterstützung und Herzenswärme, die ihr hier entgegengebracht wird. Ihr größter Wunsch: bald wieder als Familie vereint zu sein.