Spätestens mit ihrer erklärten Islamfeindlichkeit hat die selbst ernannte "Alternative für Deutschland" eine rote Linie überschritten, welche das friedliche Zusammenleben bei uns gefährdet. Gerade die christlichen Religionsgemeinschaften sind gefordert, dieser Grenzverletzung Aufklärung und Argumente entgegenzusetzen. Fazit eines Fachabends des Diözesanrats der Katholiken am 19. Mai in Aachen.
Eines sei angesichts der jüngeren politischen Beschlüsse und Äußerungen deutlich: Die Politik alleine richte es nicht, sie zeige wenig Rückgrat. "Sie soll nicht der Volksseele aus dem Herzen sprechen, sondern ihr ins Gewissen reden", forderte die Theologin Annette Jantzen vom Bundesverband der Deutschen Katholischen Jugend. Gefragt sei eine intensive Aufklärung der Bevölkerung, insbesondere der Jugend, über die Fluchtursachen.
Kein Christ solle sich der Illusion hingeben, dass es nicht auch um ihn gehe in der aktuellen Debatte um den Islam. "Jeder, der eine Religion seiner Ideologie opfert, wird auch die anderen Religionen nicht stehen lassen", betonte Barbara Tambour, Redakteurin von "Publik Forum". Die Kirchen und Religionsgemeinschaften in Deutschland müssten nun zusammenstehen: "Als religiöse Menschen müssen wir füreinander einstehen und miteinander einstehen."
Dass auch islamische Gemeinden sich an der großen Aufgabe beteiligen, Flüchtlinge willkommen zu heißen und zu integrieren, berichtete Idris Malik vom Vorstand des Islamischen Zentrums Aachen. Die multiethnische Gemeinde rund um die 50 Jahre alte Bilal-Moschee bietet zum Beispiel unabhängig von der Religion eines Flüchtlings Übersetzungsdienste an. Die zunehmend offene Islamfeindlichkeit in der Bevölkerung setzt Mitgliedern der Gemeinde zu.
Zivilcourage gegen diesen Trend zu zeigen, sei das Gebot der Stunde, politisch wie im Alltag. Hinzu kommt aber inzwischen ein anderer Punkt, den Charles Cervigne skizzierte, evangelischer Pfarrer aus Aldenhoven. Zurzeit beginne eine große Abschiebewelle und das Asylrecht werde auf einen vorbundesrepublikanischen Stand zurückgeschnitten. Sei es richtig, dass es weltweit nur noch vier unsichere Herkunftsstaaten gebe? Es sei Zeit für zivilen Ungehorsam, sagte Cervigne. Von seiner Kirche erwarte er, dass sie Gemeinden den Rücken stärke, die gegen Abschiebungen aktiv werden.