Was macht uns glücklich? Schon Erich Fromm stellte uns vor die Entscheidung: Haben oder Sein? Die süddeutsche Autorin Christine Eigenbrod greift den Lebensstil als Schlüssel zum Glück neu auf. Wie können wir persönlich bei unseren täglich 10.000 Entscheidungen mehr für Klima und Natur tun als bisher? Und sie schiebt direkt die Anschlussfrage hinterher: Wie können wir das so tun, dass das Glück nicht auf der Strecke bleibt?
Die Impulse aus ihrem Buch "Klimabewusst & glücklich" präsentierte Christine Eigenbrod am 31. März im Rahmen der ökumenischen Aktion Klimafasten in Aachen. Sie legte offen, dass das Streben nach einem möglichst klima- und naturgerechten Lebensstil zu einem Hamsterrad führen kann, das in der persönlichen Überforderung endet. Es brauche trotz der Bedrohung durch die Erderhitzung eine gewisse Flexibilität und Gelassenheit.
Ihre Botschaft läuft im Kern darauf hinaus, was Theodor W. Adorno sagte: Es gibt kein richtiges Leben im falschen. Das heißt: Solange die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen sich nicht ändern, haben viele Menschen nicht die Wahl. Arbeitslosigkeit oder prekäre Beschäftigung, desolate Wohnungsmärkte, Pendelzwang, schlechte ÖPNV-Anbindung - das sind Rahmenbedingungen, die stärker sind als die Individuen.
Von daher sagt Christine Eigenbrod: Anstatt alle Energie in die Optimierung des eigenen Verhaltens zu investieren und darüber alle persönlichen Bedürfnisse hintan zu stellen, solle man politisch tätig werden. Abgeordnete anzuschreiben, sich vor Ort zu vernetzen und Projekte anzustoßen, helfe im Zweifel dem Klima und der Biodiversität deutlich mehr. Die Autorin betont: Auch dieses gemeinwohlorientierte Engagement stärkt das Glück.
Diese Quintessenz bekräftigt, wie der Veranstalter des Abends, der Diözesanrat der Katholik*innen im Bistum Aachen, an die gesamtgesellschaftliche Herausforderung durch die Klimakrise herangeht. Er sieht ebenfalls nicht nur die einzelnen Menschen in der Pflicht, sondern alle wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Akteure. Die Politik darf ihre Verantwortung für die Rahmenbedingungen nicht auf die Bürger*innen abwälzen und jede Institution und Organisation muss sich nach ihrem Beitrag fragen lassen. Das gilt auch für die Kirche, die viele Möglichkeiten hat, ihre Stellschrauben in Richtung Klimaschutz zu drehen.