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Verbindlich die nächsten Schritte gehen

Frühjahrsvollversammlung des Aachener Diözesanrats der Katholiken fordert Bischof Helmut Dieser auf, diskriminierende Regelungen des kirchlichen Arbeitsrechtes auf dem Gebiet des Bistums Aachen auszusetzen

Schritte (c) Bild von Michael Drummond auf Pixabay
Schritte
Datum:
Do. 15. Apr. 2021
Von:
Pressedienst Diözesanrat der Katholiken im Bistum Aachen

Weitere Themen: Impfgerechtigkeit, Solidarität mit Pflegekräften

Das römische Nein zur Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften schlug und schlägt hohe Wellen. Zu den bundesweit gehörten Stimmen im Streit, wie damit selbstbewusst im Sinne einer Weiterentwicklung der katholischen Sexualmoral umzugehen ist, gehörten Aachener Stimmen: sowohl des Bischofs Dr. Helmut Dieser als auch des Diözesanrats der Katholiken. Letzterer rückte bei seiner Frühjahrsvollversammlung am 12. April 2021 die rechtlichen Aspekte in den Vordergrund. 

„Die Abschaffung von diskriminierenden Normen im Raum der Kirche duldet keinen Aufschub“, begründet der Diözesanrat seine Forderung in einem einstimmigen Beschluss. Das Gremium unterstützt Bischof Dr. Dieser bei seinen Bemühungen beim Synodalen Weg um eine Neubewertung der kirchlichen Lehre im Licht der Humanwissenschaften. Um den gewünschten Kulturwandel konkret anzustoßen, sei aber bereits heute gefordert, verbindlich die nächsten Schritte zu gehen. Konkret will sich das Laiengremium dafür einsetzen, dass eingetragene gleichgeschlechtliche Partnerschaften bzw. gleichgeschlechtliche Ehen im kirchlichen Arbeitsrecht nicht länger als Einstellungshindernis oder als schwerwiegender Verstoß gegen kirchliche Loyalitätsobliegenheiten behandelt werden dürfen. 

Impfgerechtigkeit

Die Pandemie prägte auch diese Vollversammlung des Aachener Diözesanrats, nicht nur durch die digitale Ausrichtung als Videokonferenz, sondern auch thematisch. Im Vordergrund stand die Impfkampagne. Der Rat fordert hier ein Bündel von Maßnahmen, um Impfgerechtigkeit herzustellen. Impfstoffe seien ein globales öffentliches Gut und müssten fair und zu niedrigen Preisen weltweit verteilt werden, um das Virus zu besiegen. Dafür gelte es, vorübergehend den Patentschutz auszusetzen, den Aufbau von Produktionsstätten zu forcieren, Nationalismen zu überwinden, Solidarität, Respekt und Achtsamkeit für Impfgerechtigkeit zu fördern. Nur so werde es gelingen, globale Ziele der nachhaltigen Entwicklung zu erreichen, wie Armut, Hunger und Ungleichheit zu überwinden. 

Solidarität mit Pflegekräften

In der Pandemie, aber auch darüber hinaus ist die Situation von Menschen, die sich in der Pflege engagieren, in den Blick gerückt. Die Aufregung über das Nein der Dienstgeberseite der Caritas zu einem allgemeinverbindlichen Tarifabschluss hat sich noch nicht gelegt. Das Thema ist komplex und verdient im Sinne der betroffenen Beschäftigten eine weitere Beratung mit dem Ziel, flächendeckend für faire Entlohnung und bessere Arbeitsbedingungen in der Pflegebranche zu sorgen. In diesem Sinne verstärkt der Aachener Diözesanrat der Katholiken seine Gespräche mit Verantwortlichen der Caritas im Bistum Aachen. In einem zweiten Anlauf sollen möglichst noch in 2021 gute Regelungen auf Bundesebene erzielt werden. Die Zeit drängt angesichts des wachsenden Pflegenotstandes, hier Fortschritte zu bewirken.

Bistumsthemen

Die Aufarbeitung der sexualisierten Gewalt im Raum der Kirche hat im Bistum Aachen mit dem wertigen WSW-Gutachten einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht. Dabei darf die Diözese jetzt nicht stehen bleiben, fordert der Rat. Auch hier gilt es, verbindlich die nächsten Schritte zu gehen und den erforderlichen Kulturwandel schon heute zu gestalten. Der Rat fördert dieses Anliegen mit Bündnispartnern im Rahmen einer viel beachteten Veranstaltungsreihe, welche die zentralen Themen wie Sexualmoral, Klerikalismus, spiritueller Missbrauch und Gleichstellung aufgreift. Damit der Elan der Verantwortlichen bei der Aufarbeitung der sexualisierten Gewalt nicht erlischt, wird der Diözesanrat nicht lockerlassen, denn die Vergangenheit habe gezeigt: Ohne Druck von außen bewegt sich in der Kirche nichts.

Auch beim nächsten großen Bistumsthema, dem Veränderungsprozess „Heute bei dir“, machen die Laienvertreter Bewegungen aus. War bisher die mangelhafte Beteiligung der katholischen Räte und Verbände ein zentraler Kritikpunkt, machen erste Korrekturen Mut, dass doch noch die Kurve zu einem gemeinsamen Kurs genommen wird. Damit Beschlüsse von vielen mitgetragen werden, brauche es eine Diözesanversammlung mit einem klaren Mandat, Entscheidungen demokratisch zu treffen. Der Weg dahin ist noch unklar, aber vielleicht gelinge es, zu neuer Gemeinsamkeit zu finden, im Sinne einer zukunftsfähigen Pastoral der Kirche im Bistum Aachen. An einem mangelnden Gestaltungswillen des Rates soll es nicht scheitern.

Ratsthemen

Neben Berichten aus Arbeitsgruppen und Delegationen standen zwei Nachwahlen auf dem Programm der Frühjahrsvollversammlung. Die 30-jährige Anna Dolic aus Wassenberg wurde in den Vorstand gewählt, als Nachfolgerin für das ausgeschiedene Mitglied Simon Winkens. Für die Delegation des Diözesanrats im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken wählte die Frühjahrsvollversammlung die 27-jährige Elodie Scholten aus Aachen. Als wichtiges Thema werden den Rat neben dem Strukturwandel des Rheinischen Reviers, der Kirchenverfassung im Bistum Aachen und der Situation von geflüchteten Menschen die anstehenden GdG-Ratswahlen im Herbst 2021 beschäftigen. Die Herbstvollversammlung ist als ganztägige Veranstaltung am Samstag, 18. September geplant – in der Hoffnung, dort wieder persönlich, in der direkten Begegnung, beraten und sprechen zu können.