Wie reformfähig ist die deutsche Kirche? Die Nagelprobe steht zurzeit in den Bistümern an. Die Bischöfe müssen zeigen, dass es ihnen ernst ist mit dem, was im Synodalen Weg beraten und beschlossen wurde. Das gilt auch im Bistum Aachen. Der Diözesanrat der Katholik*innen fordert Bischof Dr. Helmut Dieser zu konkreten Reformschritten auf.
Die Frühjahrsvollversammlung des Rates am 24. April verabschiedete einstimmig einen entsprechenden Beschluss. Eingebettet in die Beratungsstruktur der Gemeinsamen Konferenz, soll der Ortsbischof jetzt in seinen Rollen als diözesaner Gesetzgeber, als oberster Dienstherr und als Scharnier zur Weltkirche aktiv werden.
Abgeleitet aus den Beschlüssen des Synodalen Wegs, fordert der Diözesanrat eine Demokratisierung von Beratung, Entscheidung und Kontrolle. Dies fängt bei pastoralen und strategischen Fragen im Bistum Aachen an und geht bis hin zu Bischofswahl und Verwaltungsgerichtsbarkeit. Überall sollen Gläubige Verantwortung mittragen.
Auch sollen den allgemeinen Erklärungen zur Rolle der Frauen und zur Sexual- und Partnerschaftsethik nun Taten folgen. So sollen Menschen unabhängig von Geschlecht und Weihe die Möglichkeit erhalten, im Gottesdienst zu predigen oder Taufen vorzunehmen. Bischof Dieser soll seinen Einfluss einsetzen für die Teilhabe nicht-geweihter Personen am Bußsakrament und an der Krankensalbung. Und auch in der Frage der Öffnung der Weiheämter für alle Menschen soll der Aachener Ortsbischof seine Stimme in Rom erheben.
Weitere gewünschte Konsequenzen: Das Bistum soll eine Fachstelle für queere Pastoral einrichten. Es soll künftig den Eintrag "divers" im Taufregister ermöglichen. Bischof Dieser soll Segensfeiern für queere Paare ebenso explizit zulassen wie Segensfeiern für wiederverheiratete Paare. Priester, die wegen einer Partnerschaft aus dem Amt scheiden, sollen auch im pastoralen Dienst weiter tätig sein dürfen, wenn sie das möchten.
Einleitend hatte die ehemalige langjährige Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Dr. Claudia Lücking-Michel, den Aachener Diözesanrat ermutigt, nicht nachzulassen. Das Wenige, das im Synodalen Weg erreicht worden sei, dürfe nun nicht zerbröseln, sagte sie. Die Macht- und Leitungskrise der katholischen Kirche sei nicht überwunden. Es gelte, die Zeit der Machtworte und einseitigen Voten hinter sich zu lassen.