Gerade rücken wegen Covid-19-Ausbrüchen in der fleischverarbeitenden Industrie die prekären Lebens- und Arbeitsverhältnisse der Wanderarbeiter in dieser Branche in den Blick. Nicht weniger unwürdig sind die Bedingungen in der 24-Stunden-Pflege. Ein Bündnis katholischer Organisationen aus dem Bistum Aachen hat eine Online-Petition gestartet.
Wer ältere, behinderte oder andere hilfsbedürftige Menschen betreut, soll davon selbst würdig leben können. Das gilt auch für Frauen und Männer aus dem Ausland, die sich bei uns in der häuslichen Pflege und Betreuung engagieren. Häufig leben und arbeiten sie als sogenannte „Live-ins“ unter prekären Bedingungen, unsicher, ungeregelt, unterbezahlt – weil die Gesetze es bisher zulassen.
Das Bündnis fordert daher die umfassende Legalisierung der Beschäftigung dieser Wanderarbeiter. Wer sich als „Live-in“ in Deutschland betätigt, solle auch nach deutschem (Tarif-) Recht angestellt, versichert und entlohnt werden, auf Basis transparenter Verträge. Sie sollen genauso geregelte Arbeitszeiten, Pausen und Urlaube haben wie andere Beschäftigte in Deutschland auch.
Flankierend zu einer gesetzlichen und tarifrechtlichen Neuregelung gelte es, die soziale Situation dieser Arbeitsmigranten zu verbessern. Da ist zum einen die prekäre Wohnsituation. Es mangelt oft an Privatsphäre, Schutz vor Übergriffen, jetzt vor Ansteckung mit dem Coronavirus. Zum anderen sind Betreuungs-, Beratungs- und Selbsthilfestrukturen aufzubauen und zu verstärken. Es braucht Sprachkurse und Startpakete.
Die Menschenwürde ist oberstes Prinzip unseres Gemeinwesens. Daher ist es gut, wenn hilfsbedürftige Menschen eine Unterstützung erfahren, die ihre Würde sichert. Im Grundgesetz stehe aber, dass die Würde aller Menschen im Blick ist. Daher gehöre unsere Aufmerksamkeit auch den Personen, die sich in der Betreuung und häuslichen Pflege oft rund um die Uhr engagieren, sagt das Bündnis und ruft dazu auf, die Petition zu unterzeichnen.
Die Petition „Beschäftigungsverhältnisse in der häuslichen Betreuung jetzt legalisieren!“ findet sich auf der Petitionsplattform „We act!“ von Campact.
Neue Verfügung
Das Bistum Aachen richtet sich darauf ein, dass die Corona-Krise nicht kurzfristig beendet ist.
Eine neue Verfügung des Generalvikars trägt dieser Einschätzung Rechnung.
Sie trat am 18. Mai in Kraft und beschreibt den Rahmen, in dem kirchliche Einrichtungen auf dem Gebiet des Bistums Aachen agieren müssen beziehungsweise sollen. Ziel ist, die Aufgabenerfüllung in den nächsten Monaten sicherzustellen unter den Maßgaben des Infektionsschutzes.