Die langjährigen kolumbianischen Adveniat-Partner Bischof Rubén Darío Jaramillo von Buenaventura und Padre Rafael Martín Castillo Torres aus Cartagena haben Morddrohungen erhalten. „Wer sich auf die Seite der Opfer und gegen die bewaffneten Gruppen stellt, ist aktuell in Lebensgefahr“, erklärt die Kolumbien-Referentin des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Monika Lauer Perez. „Sie machen auch vor Kirchenleuten nicht halt!“
Lauer Perez reagiert bestürzt auf die zahlreichen Meldungen von Ermordungen von Friedens- und Menschenrechtsaktivisten und die Morddrohungen, die jede Friedens- und Menschenrechtsarbeit behindern. „Unser Adveniat-Partner Padre Rafael Martín Castillo Torres hat mir am Telefon berichtet, dass er seine Arbeit mit traumatisierten Opfern der Gewalt zwischen Guerillas und Paramilitärs in Montes de Maria einstellen und nach Cartagena zurückkehren musste“, sagt die Adveniat-Expertin und fordert: „Präsident Iván Duque muss die Sicherheit der Friedens- und Menschenrechtsaktivisten garantieren und endlich die Umsetzung der Zusagen der kolumbianischen Regierung aus dem Friedensvertrag von 2016 wieder aufnehmen.“
Wenn man Gewaltprofiteuren in die Quere kommt
Nach 50 Jahren Krieg und Gewalt ließ 2016 die Unterzeichnung des Friedensabkommens zwischen der kolumbianischen Regierung und der größten Rebellengruppe des Landes, den FARC, Hoffnungen auf Frieden und Versöhnung aufkeimen. Adveniat unterstützt bereits seit Jahren mit seiner Kampagne „Frieden jetzt!“ die Projektpartner vor Ort. Diese erleben unter dem amtierenden Präsidenten Ivan Duque vermehrt Rückschläge bei ihren Bemühungen um eine Aussöhnung der zerrissenen Gesellschaft. „Padre Rafael Torres hat mit unserer Unterstützung traumatisierte Opfer der jahrzehntelangen Gewalt begleitet“, berichtet Adveniat-Expertin Lauer Perez. „Und mit Bischof Rubén Darío Jaramillo haben wir in die Ausbildung von Jugendlichen zu Mitarbeitern im anstehenden gesellschaftlichen Versöhnungs- und Transformationsprozess investiert. Auch er wird mit dem Tod bedroht, weil er mit seiner Arbeit den Akteuren in die Quere kommt, die von der Gewalt zwischen der ELN-Guerilla, abtrünnigen FARC-Kämpfern und Paramilitärs sowie den Drogengeschäften profitieren.“ In Buenaventura liegt der größte Pazifik-Hafen, der Teil der Kokain-Pipeline sei, erläutert Adveniat-Referentin Monika Lauer-Perez, warum gerade Bischof Jaramillo im Visier bewaffneter Gruppen ist.
Wahrheitskommission fordert Dialog und Verhandlungen
„Seit dem vergangenen Jahr gibt es in Buenaventura Drohungen gegen mein Leben von mächtigen Gruppen, denen meine Positionen nicht passen“, sagte Bischof Rubén Darío Jaramillo dem Portal „El Tiempo“. Immer wieder hat Jaramillo offen Stellung bezogen gegen die mächtigen Drogenkartelle, die bewaffneten Banden, die jüngste Gewaltwelle sowie die Vertreibung der Bevölkerung. „Irgendjemand muss sprechen. Es muss eine Stimme geben für die, die keine Stimme inmitten all dieser Schwierigkeiten haben.“
Erst vor wenigen Tagen hatte die Wahrheitskommission die Regierung des rechtsgerichteten Präsidenten Iván Duque dazu aufgefordert, mit den im Land agierenden bewaffneten Gruppen in einen Dialog zu treten, um den Frieden zu stabilisieren, berichtet die Katholische Nachrichtenagentur. Die Wahrheitskommission sei der Auffassung, dass das Unterlassen von Verhandlungen mit paramilitärischen Gruppen sowie Guerillabanden zu einer Situation führe, die es sehr schwierig mache, den Frieden zu stärken, sagte Kommissionsmitglied und ebenfalls Adveniat-Partner Leyner Palacios. Die von Adveniat mitfinanzierte Wahrheitskommission ist eine offizielle Institution, die als Ergebnis des Friedensvertrages mit der ehemaligen Guerilla-Organisation FARC und der Regierung 2016 entstanden war.