Teilen, tauschen, aufwerten

Diözesanrat der Katholiken des Bistums und die regionalen Katholikenräte verliehen den Umweltpreis

umWeltpreis 2016 (c) Thomas Hohenschue
umWeltpreis 2016
Datum:
Do. 15. Sep. 2016
Von:
Kathrin Albrecht
Gruppen und Initiativen, die in ihrer Arbeit Wege weg von der Wegwerfgesellschaft aufzeigen, suchten der Diözesanrat der Katholiken des Bistums Aachen gemeinsam mit den sieben regionalen Katholikenräten bei der diesjährigen Verleihung des Umweltpreises.
umWeltpreis 2016 (c) Thomas Hohenschue
umWeltpreis 2016

Die Resonanz auf die Ausschreibung bewies: Im Bistum gibt es zahlreiche Projekte, die einfallsreich Ressourcen und die Umwelt schonen und Müll vermeiden.

Insgesamt bewarben sich 21 Gruppen, darunter das Projekt „Der Blick hinter den Kleiderständer“ der KAB-Frauen der Pfarrgruppe St. Urbanus Birgden. Das Projekt begann als Tauschbörse für Kinderkleidung und zog immer weitere Kreise. „Die Frage, die uns bewegte, war, was wir dazu beitragen können, die Schöpfung zu bewahren“, erzählt Gertrud Grotthaus. So begannen die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen, kleine Spielszenen und Infoveranstaltungen zu organisieren, um Bürger darüber aufzuklären, wie beispielsweise Kleidung hergestellt wird. Keine leichte Aufgabe sei das, gerade auf dem Land, aber mit Überzeugungskraft und Durchhaltevermögen gelingt es den Frauen, andere für ihre Themen zu interessieren. Eine öffentliche Büchervitrine ist das nächste Projekt, das die Gruppe einrichten möchte.

Alten Gegenständen neues Leben einzuhauchen, ist auch die Grundidee des diesjährigen Preisträgers, die Wabe e. V. Diakonisches Netzwerk Aachen. Die beiden Projekte, „Radwerkstatt“ und „Radstation“, überzeugten die fünfköpfige Jury bei allen Kriterien des Umweltpreises.

Vor 16 Jahren rief der gelernte Zweiradmechaniker Jürgen Aelmanns die Projekte ins Leben. Werkstatt und Radstation geben vor allem Arbeitskräften eine Chance, die auf dem ersten Arbeitsmarkt nur schwer zu vermitteln sind, die mit Suchtproblematik, psychischen Erkrankungen oder Langzeitarbeitslosigkeit zu kämpfen haben. Seit Mai geben die Projekte auch Menschen mit Fluchthintergrund Hilfestellung. Auch eine Ausbildung zum Fahrradmonteur ist möglich. „Wir bieten damit gerade Hauptschülern die Möglichkeit auf eine Ausbildung“,
erzählt Aelmanns.

Aus alten Reifenmänteln werden schicke Gürtel

Vor allem ältere Fahrräder werden repariert. Ist gar nichts mehr zu machen, können alte Schläuche oder Leuchten als Ersatzteile genutzt werden. Oder aber es entstehen völlig neue Dinge aus ihnen. Alte Fahrradlampen finden eine neue Verwendung als Schreibtischleuchten. „Die Gürtel aus alten Reifenmänteln kommen sehr gut an“, meint Aelmanns. Auch die „Stadtgeweihe“ aus alten Fahrradlenkern stießen auf großes Interesse. „Ich hänge daran im Winter immer meine Handschuhe zum Trocknen auf“, erzählt Aelmanns schmunzelnd.

Viele Projekte widmeten sich Themen wie Upcycling oder Tauschen. Auch Teilen ist die Grundlage vieler Projekte. Die Jugendkunstschule der Bleiberger Fabrik in Aachen bewarb sich mit zwei Projekten, bei denen das Teilen im Vordergrund steht. Wie beim „Freien Öcher Lastenrad KARL“. Jeder, der möchte, kann das Fahrrad für einen Tag ausleihen, um Lasten von A nach B zu transportieren. „Gerade für Jugendliche ist das Lastenfahrrad attraktiv, um beispielsweise einen Kasten Cola zur Party zu transportieren,“ findet Axel Jansen, Leiter der Jugendkunstschule. Am ungewöhnlichsten war wohl bislang der Transport einer Braut zum Traualtar per  Lastenrad. Beim „Urban Gardening“ im Aachener Westpark können Bürger Gemüse und Obst anbauen. Die Ernte wird entweder gemeinsam zubereitet oder an die Nachbarn verteilt.Geteilt werden soll aber auch das Wissen. „Zentral ist der  Gemeinschaftsgedanke. Jemand arbeitet gerne im Garten, ein anderer hat Ahnung von Gemüseanbau. So bringen wir Menschen aus verschiedenen Generationen oder Kulturen zusammen“, erklärt Jansen.

Preis ist ein Ansporn für zukunftsorientierte Projekte

Am gemeinsamen Markt der Möglichkeiten im Rahmen der Preisverleihung gab es für die rund 70 Teilnehmer genügend Zeit, sich auszutauschen. Die ausgestellten Beispiele lieferten Anregungen für das, was möglich ist und boten Anlass, das eigene Konsumverhalten kritisch zu überdenken.

Die Vielfalt der Projekte und das bürgerschaftliche Engagement beeindruckte auch den Vorsitzenden des Diözesanrates Lutz Braunöhler, der an die christliche Aufgabe der Bewahrung der Schöpfung erinnerte: „Wir sind nicht allein auf der Welt und haben eine Verantwortung für alle Menschen, die die Folgen unseres intensiven Konsums erdulden müssen.“ Zuletzt zitierte Braunöhler Papst Franziskus: „Gehen wir singend voran! Mögen unsere Kämpfe und unsere Sorgen um diesen Planeten uns nicht die Freude und die Hoffnung nehmen.“

Der Umweltpreis wird alle zwei Jahre ausgelobt und ist mit 1500 Euro dotiert. Die Veranstalter verstehen den Preis als Ansporn und Bestärkung für die Initiativen, nachhaltige
und zukunftsorientierte Projekte zu verwirklichen.