Braunkohle
Braunkohle
Flüchtlinge
Flüchtlinge
Kolumbien
Kolumbien
Lebendige Kirche
Lebendige Kirche

Wenn Fragen den Blick nach vorne verdüstern

Langjährige pastorale Mitarbeiter bekennen ihr Unbehagen an aktuellen Entwicklungen im Bistum Aachen

Pastorale Mitarbeiter Nachricht (c) Thomas Hohenschue
Pastorale Mitarbeiter Nachricht
Datum:
Di. 8. Mai 2018
Von:
Thomas Hohenschue
Eine muntere Truppe ist dieser Ausbildungskurs XI. Vor 30 Jahren erhielten die Frauen und Männer die bischöfliche Beauftragung für einen pastoralen Dienst im Bistum Aachen. Geballte Lebens- und Berufserfahrung treffen aufeinander, als sie sich über ihre Erfahrungen in dieser Zeit austauschen.
Pastorale Mitarbeiter (c) Thomas Hohenschue
Pastorale Mitarbeiter

Vertraut und vertraulich fällt die Begegnung aus. Immer wieder hat man sich gesehen in den 30 Jahren und streitet für eine gemeinsame Sache. Das verbindet. Der Blick in die Zukunft fällt bei manchen von ihnen allerdings düster aus. Alle spüren: Etwas Neues entsteht, aber wie es aussehen wird, ist noch nicht auszumachen. Das betrifft den kirchlichen Umbruch im Allgemeinen und die Entwicklung im Bistum im Besonderen. „Mir fehlt die Fantasie, wie es weitergeht“, bekennt einer stellvertretend für viele. Vor 30 Jahren fühlte sich das ganz anders an für die hauptberuflich engagierten Christen. Zwar deuteten sich auch damals Umbrüche an, in der Welt, in Deutschland und Europa ebenso wie im Bistum. Aber die Vorzeichen seien andere gewesen, skizzieren Teilnehmer der Runde.

Konkret fühlte man sich beflügelt von dem, was aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil und in dessen Folge aus der Würzburger Synode entstand. Ein spürbarer Rückenwind für eine Pastoral, die der Welt von heute zugewandt und nahe bei den Menschen ist. Diesem Aufbruchsgeist ihrer eigenen jungen Zeit fühlen sich die Pastoralreferenten, Gemeindereferenten und Diakone verbunden und verpflichtet – und fremdeln mit Veränderungen, die sich heute von diesem geistlichen und kirchenpolitischen Erbe zu entfernen scheinen. Gerne erinnern sich die Frauen und Männer an Bischof Klaus Hemmerle, der damals ihr oberster Dienstgeber war. Seine Theologie atmete die Freiheit, die das Konzil eröffnet hatte. Durchaus wehmütig schaut man zurück auf Chefs, die einem Freiräume eröffneten. Und an Bischof Heinrich Mussinghoff wissen die Pastoral- und Gemeinde-referenten sowie Diakone zu schätzen, dass er ihnen Vertrauen aussprach, entsprechende Gestaltungsspielräume übereignete, ihre Kenntnisse und Kompetenzen abfragte.

Im Austausch mit heutigen Personalverantwortlichen aus dem Bischöflichen Generalvikariat Aachen kommt die Sorge zum Ausdruck, dass diese Zeit zu Ende gehe. Das Wort von Angst und Misstrauen macht die Runde. Schon immer gab es Verletzungen und Enttäuschungen im Ringen mit dem Dienstgeber. Wie aber geht er heute mit dem Scheitern von Menschen um, mit ihren Grenzen, mit Fehlern? Fragen, die den unbeschwerten Austausch überschatten. So mancher würde heute nicht mehr diesen Dienst antreten, obwohl er mit Herz und Seele für die Sache Jesu brennt. Gebeten, die eigene Gefühlslage in einen biblischen Vergleich zu setzen, bringen Teilnehmer die Grabesstille des Karsamstags ins Gespräch. So dunkel empfindet mancher unter den Frauen und Männern die Situation, die sich im Bistum Aachen entwickelt. Doch ganz so düster möchten andere wiederum den Blick aufs Ganze nicht stehen lassen. Und bleiben dabei im überlieferten Bild: Dem Tod Jesu folgte seine Auferstehung. Der Verzweiflung folgte neue Hoffnung.