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Kolumbien
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Lebendige Kirche
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Stephan Miethke zu Gast bei Freunden:

Kolumbien-Experte im Gespräch in Krefeld

Stephan Miethke Kolumbien Experte (c) Diözesanrat
Stephan Miethke Kolumbien Experte
Datum:
Mo. 23. Jan. 2017
Von:
Nicole Gabor
Am Abend des 19. Januar 2017 war das Büro der Regionaldekane der Regionen Kempen-Viersen und Krefeld gut besucht.
Stephan Miethke mit zweiter Fassung des Friedensvertrages (c) Diözesanrat
Stephan Miethke mit zweiter Fassung des Friedensvertrages

Der Grund war, dass etwa 25 Teilnehmerinnen zur Veranstaltung „Frieden in Kolumbien, sagt man – und jetzt?“ mit dem ehemaligen Referenten des Diözesanrats Stephan Miethke als Gesprächspartner kamen. Miethke ist derzeit AGEH-Fachkraft im ZFD bei der Nationalen Versöhnungskommission in Kolumbien.

Viele alte Bekannte sowie auch Kolumbien-Interessierte, die den Veranstaltungstipp in der Zeitung gelesen hatten, waren anwesend. In der Einführung zeigte Stephan Miethke die zweite Fassung des Friedensvertrages, der nach der Volksabstimmung überarbeitet wurde. Er hielt ein Buch mit gut 300 Seiten in den Händen und fasste die letzten Monate zusammen, die zu der zweiten Auflage des Friedensabkommens führten.

Am 2. Oktober 2016 fand die Volksabstimmung zu dem Friedensabkommen in Kolumbien statt. Die Mehrzahl der WahlgängerInnen stimmten gegen den Friedensvertrag. Miethke wies darauf hin, dass die „No-Kampagne" viele der Wahlgänger beeinflusst hatte. Diese wurde von der Oppositionspartei des Ex-Präsidenten Alvaro Uribe organisiert. Sie stellte schiere Propaganda gegen den Friedensprozess dar. Viele der „No-Anhänger" forderten höhere Strafen für die Täter im bewaffneten Konflikt. Dagegen war es vor allem die marginalisierte Bevölkerung, die die letzten Jahrzehnte unter dem Konflikt gelitten hatte, die sich für das „Ja, zum Frieden" aussprach.

Nachdem das Referendum negativ ausfiel, wurde die Kritik aufgenommen und der Text des Friedensabkommens verändert. Die zweite Fassung hielt Stephan Miethke in der Hand. Mit ihr kommen viele Fragen auf: Was ist mit der Landrückgabe an die Geflüchteten? Wie sollen die ehemaligen Farc-Kämpfer in die Politik des Landes integriert werden? Wie wird Kolumbien die schlechte Menschenrechtslage händeln. Auf einige Fragen hatte selber der Kolumbien-Experte keine Antwort. Es ist ein Prozess, der jetzt beginnt. Eine eindeutige Aussage lässt sich vielleicht in 10 bis 15 Jahren ausmachen. Fest steht, dass der Konflikt gerichtlich aufgearbeitet werden muss. Wie das jedoch organisiert werden soll, ist noch unklar.

Kolumbien steht vor einigen Baustellen. Ein große Baustelle soll ab Februar in Angriff genommen werden, wenn die Regierung mit der zweitgrößten Guerilla-Gruppe ELN (Nationales Befreiungsheer) verhandeln wird. Miethke geht davon aus, dass auch diese Verhandlung lange dauern wird, weil die Guerilla-Gruppe ELN sehr linksorientiert ist und sich als Basis-Verteidigung der Bevölkerung, vor allem im ruralen Raum im Osten Kolumbiens, sieht.

Beunruhigend ist die zunehmende Anzahl der Mord an VerteidigerInnen der sozialen Bewegung, die seit der Unterzeichnung des Friedensvertrages stark zugenommen hat. Hier finden sich vor allem Personen, die sich für den Friedensprozess, marginalisierte Gruppen, den Umweltschutz oder Frauen und Indigene eingesetzt haben. In dieser Postkonfliktsituation wird deutlich, dass sich die kriminellen Gruppen unsicher fühlen und mit Waffengewalt ihre Machtstellung demonstrieren wollen.

Der Gesprächsabend mit Stephan Miethke zeigte, dass Kolumbien noch viel Arbeit vor sich hat. Es wird ein spannender Weg für das Land, aber auch langwierig und schmerzhaft.

Stephan Miethke Kolumbien Experte (c) Diözesanrat
Die Veranstaltung war gut besucht (c) Diözesanrat