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Lebendige Kirche
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Starthelfer auf dem Weg ins Berufsleben

Thema der Solidaritäts-Kollekte im Mai ist Jugendarbeitslosigkeit

Datum:
So. 26. Apr. 2015
Von:
Andrea Thomas
Der Druck ist groß. Was heute zählt, sind Leistung und Erfolg. Das spüren auch Jugendliche und junge Erwachsene, wenn sie am Übergang ins Berufsleben stehen. Wer da nicht mit optimaler Ausgangsposition an den Start geht, hat schnell das Gefühl, schon auf den ersten Metern verloren zu haben.

Die Solidaritätskollekte für Menschen ohne Arbeit im Bistum Aachen am Wochenende 9. – 10. Mai rückt daher in diesem Jahr besonders das Thema Jugendarbeitslosigkeit in den Blick und die kirchlichen Träger, die sich in dem Feld engagieren. Ein Schwerpunkt ist dabei die Ausbildung, ein anderer die Unterstützung beim Übergang von der Schule in den Beruf.

Ein Schreiner, eine Kauffrau Büromanagement und zwei Beiköchinnen sind derzeit bei „Spectrum“, dem Beschäftigungs- und Qualifizierungsbetrieb des Rheinischen Vereins für Katholische Arbeiterkolonien in Aachen-Stadt und Aachen-Land, in der Ausbildung. Sie kommen überwiegend aus einer der Maßnahmen des Vereins, sind langzeitarbeitslos und bekommen hier die Chance, sich über eine Ausbildung eine berufliche Basis zu schaffen. Dabei werden sie von Sozialpädagogin Janine Fliegen begleitet und betreut, die ihnen hilft, den Rücken für die Ausbildung frei zu bekommen.

Jeder bringe da ganz individuelle Probleme mit, eine Trennungssituation, Krankheit oder schulische Versagensängste, so ihre Erfahrung. „Uns war von Anfang an klar, wenn wir ausbilden, kann das nur klappen, wenn wir auch das mit in den Blick nehmen“, sagt Geschäftsführer Bernhard Preuß. Fachlich seien die Auszubildenden oft gut, aber das Drumherum sei schwierig. Als Beispiel nennt er den leidenschaftlichen Fußballfan, dem sie erst einmal hätten vermitteln müssen, dass er seinen Verein nicht über alles andere stellen könne. „Jetzt nimmt er zumindest Urlaub, wenn ein Spiel ansteht“, erklärt Preuß. Außerdem haben alle Auszubildenden einmal in der Woche zusätzlich zur Berufsschule Betriebsunterricht. Neben Nachhilfe wird hier Allgemeinbildung vermittelt, und es werden aktuelle Themen und lebenspraktische Dinge diskutiert.

Unterstützung an der Schnittstelle Schule–Beruf

Für den Förderverein Arbeit, Umwelt und Kultur in Herzogenrath und sein Projekt „Kleidung und mehr“ ist es noch Neuland. Seit Sommer 2014 erlernen hier
zum ersten Mal zwei Auszubildende den Beruf Maßschneiderin Damen. Entstanden ist das Ausbildungsangebot über die Qualifizierung in der Nähwerkstatt. Es soll jungen Frauen die Möglichkeit bieten, sich eine berufliche Basis zu schaffen, mit der sie sich später selbstständig machen können. Außerdem passt es zur Philosophie des Vereins zum nachhaltigen Umgang mit Ressourcen, diesen Beruf neu zu beleben. Der Markt sei da, der Blick auf die Quellen, aus denen unsere Kleidung kommt, im Wandel, sagt Ausbildungsleiterin Ina Kramer. Neben dem, was die Ausbildungsordnung vorsieht, beschäftigen sich die beiden Auszubildenden daher auch mit „Upcycling“ – wie aus alt wieder neu wird.

Das Sozialwerk Dürener Christen versucht in seinen Projekten, möglichst vielen Jugendlichen eine Bildungschance zu geben, damit sie ihr Leben selbstständig meistern können und nicht auf Hartz-IVLeistungen angewiesen sind. Dazu gehört zum Beispiel die Möglichkeit einer überbetrieblichen Ausbildung für die, die auch nach langer Bewerbungsphase noch keinen Platz gefunden haben. An den verschiedenen Standorten des Sozialwerks werden Maler und Lackierer, Floristen, Gärtner im Zierpflanzenbau, Werker im Gartenbau, Kaufleute für Büromanagement, Verkäufer, Einzelhandelskaufleute und Friseure ausgebildet. Neben der Berufsschule und der fachpraktischen Ausbildung gehören dazu auch hier eine sozialpädagogische Betreuung, Unterstützung bei Problemen in der Familie sowie Nachhilfe. „Das kann ein normaler Betrieb in der Form meist nicht, was viele Meister bedauern“, sagt Kurt Schroeder, Vorsitzender des Dürener Sozialwerks.

Die Probleme der Jugendlichen seien vielschichtig, weshalb sie mit einigen Angeboten schon früh ansetzen. So bieten sie schulmüden Jugendlichen mit Unterstützung erfahrener Pädagogen die Möglichkeit,  sich über die praktische Arbeit in den Werkstätten wieder fürs Lernen zu motivieren. „Die Praxis macht den meisten Spaß. Sie merken dann aber, da fehlt mir der Hintergrund, und fangen wieder an zu lernen“, berichtet Kurt Schroeder. Ganz neu gestartet ist das Projekt „Lern.punkt“, in dem zehn Schüler, die  besonders belastet sind, aber das Potenzial für einen Hauptschulabschluss haben, außerhalb der Schule unterrichtet werden. Auch hier ist die Praxiserfahrung im Betrieb an zwei Tagen pro Woche ein fester Bestandteil.

Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) im Bistum unterstützt Jugendliche über ehrenamtliche Ausbildungspaten an der Schnittstelle Schule und Beruf. Seit 2010 betreut Elisabeth Brack das Patenprojekt in Mönchengladbach,  das hier mit den beiden katholischen Hauptschulen in Neuwerk und Stadtmitte kooperiert. „Unser Ziel ist, die jungen Menschen in Ausbildung zu bringen. Die Begleitung durch die Paten beginnt ab Klasse neun und geht je nach Bedarf bis in die Ausbildungszeit hinein“, erläutert sie. Wichtig ist dabei die individuelle Betreuung, jeder Pate begleitet in der Regel einen Schüler, unterstützt ihn da, wo er es braucht. Das reicht vom Finden und Herausarbeiten der Stärken der Jugendlichen über die Suche nach dem passenden Berufsfeld bis zur Unterstützung bei individuellen Problemen wie Lernschwierigkeiten. „Wir nehmen die jungen Menschen mit allem, was sie mitbringen“, sagt Elisabeth Bracht. Die derzeit acht Paten bringen allesamt neben Berufs- auch Lebenserfahrung mit und die Bereitschaft, sich auf ihre jugendlichen Gegenüber einzulassen. Dass jemand ihnen etwas zutraut und an sie glaubt: Für die meisten ist das eine ganz wichtige Erfahrung auf dem Weg ins (Berufs-)Leben.

Zur Sache

Mehr zu den vorgestellten Trägern und Projekten gibt es auf den jeweiligen Internetseiten: Spectrum, www.rhein-verein.de/einrichtungen/spectrum
Verein Arbeit, Umwelt und Kultur, www.recyclingboerse-herzogenrath.de
Sozialwerk Dürener Christen, www.sozialwerk-dueren.de
Ausbildungspaten KAB, www.ausbildungspaten-kab.de
Mehr zur Solidaritätskollekte unter: www.solidaritaetskollekte.de