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Sie sind ein kostbares Gut

Ehrenamtliche aus Breinig sind für einen Preis nominiert. Regionale Umfrage zum Thema „Ehrenamt“

Ehrenamt Nachricht (c) Andrea Thomas (c) Andrea Thomas
Ehrenamt Nachricht (c) Andrea Thomas
Datum:
Di. 5. Juli 2016
Als die Post aus Berlin kam, haben sie zunächst an einen Scherz geglaubt. Aber es stimmt wirklich: Das Team des Seniorentreffs St. Barbara Stolberg-Breinig ist für den Deutschen Engagementpreis 2016 nominiert in der Kategorie „Generationen verbinden“.
Ehrenamt Quadratisch (c) Andrea Thomas (c) Andrea Thomas
Ehrenamt Quadratisch (c) Andrea Thomas

Anlass ist die Auszeichnung mit dem Stifterpreis für Ehrenamtliches Engagement der Städteregion Aachen im vergangenen Jahr. Seit 2002 öffnet der Treff „von rüstigen für ältere Senioren“ im Breiniger Pfarrheim jeden Donnerstagnachmittag seine Türen. Jeweils zehn Ehrenamtliche (insgesamt sind sie zu 19 Frauen und sieben Männern) bewirten dann zwischen 90 und 100 Senioren – nicht nur aus Breinig, sondern auch aus den benachbarten Ortsteilen. Es wird geredet, gelacht und auch die ein oder andere Partie Karten gespielt. Für viele ist das der Höhepunkt der Woche und auch die Ehrenamtlichen sind mit viel Freude dabei, haben stets ein offenes Ohr und Zeit für ein Schwätzchen. Sechs- bis achtmal im Jahr geht der Seniorentreff außerdem auf Tagestour an den Rhein, in die Eifel oder zum Spargelessen. Diese Ausflüge dürften ausdrücklich nicht an einem Donnerstag stattfinden, wie Organisator Siegfried Conrads erklärt, „sonst fällt ja der Treff im Pfarrheim aus und das geht für unsere Senioren gar nicht“.

 

Was macht für Sie gutes Ehrenamt aus? Wem würden Sie dafür gerne einen Preis verleihen?

Pfarrer Rainer Thoma, „Christus unser Friede“ Herzogenrath-Kohlscheid: Aktuell stehe ich unter den Eindrücken der Gemeindefeste jetzt im Sommer. Da steckt ein enormer Idealismus der Aktiven dahinter. Ich möchte vor allem dem Orga-Team in St. Katharina einen Preis verleihen, aber auch das Engagement vieler Jugendlicher nicht vergessen. Das sind besonders die Pfadfinder und die Messdienerleiterrunde in St. Katharina und St. Barbara Pannesheide.

Hannes Peters, Pastoralreferent, St. Jakob Aachen: Gutes Ehrenamt heißt: Sich für die „Sache“ – meistens sind es konkrete Menschen – engagieren ohne falsche Eitelkeit. Genau hinsehen, wofür sich in der derzeitigen gesellschaftlichen Situation der Einsatz lohnt. Die eigenen Ressourcen (Kompetenzen, Zeitbudget) fest im Blick behalten.

Mario Hellebrandt, Gemeindereferent, St. Willibrord Herzogenrath-Merkstein: Gutes Ehrenamt leisten für mich besonders die Unzähligen, die – jenseits aller „Leuchturmprojekte“ – weitgehend unbeachtet bei Krankenbesuchen, der Leitung von Wortgottesfeiern, als Messdiener, Katechetinnen, Lektoren, „Antenne“-Austräger, Küchendienstler bei Festen, Helferinnen in der Flüchtlingsarbeit, Maialtar-Schmückerinnen, in den Frauengemeinschaften, bei Ferienfahrten, Ferienspielen und Kinder- und Jugendgruppen wichtige Dienste tun. Sie machen für mich eine Gemeinde lebendig, eine Gesellschaft stark und geben dem Reich Gottes ein Gesicht.

Ursula Weisgerber, Pastoralreferentin, St. Sebastian Würselen: Menschen, die aus Interesse an einem Thema, Projekt, einer Aufgabe ihre eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten einbringen zum Wohl anderer. Die mitgestalten und mitarbeiten wollen, die sowohl eigenständig arbeiten als auch eingebunden in ein großes Ganzes im Team arbeiten können. Es macht die ehrenamtliche Arbeit in unserer Pfarrei kostbar, wenn Menschen aus dem Geist Jesu und aus Begeisterung mit Verantwortung übernehmen und die Zukunft in der Kirche mit gestalten. Gern würden wir im Pastoralteam all die mit einem Preis auszeichnen, die ihre Zeit und ihre Fähigkeiten zuverlässig einbringen und Verantwortung übernehmen. Besonders preiswürdig ist das Engagement von Kindern und Jugendlichen, die ihre knappe Freizeit für andere einsetzten und sich gegen den Trend kirchlich engagieren, zum Beispiel unsere Messdiener.

Gerlinde Lohmann, Gemeindereferentin, GdG Aachen-Nordwest: Die Kirche Gottes lebt seit jeher von Menschen, die es sich zur Aufgabe machen, für den Glauben gemeinsam die Verantwortung zu tragen und überzeugend ihre Begeisterung zu leben. Unsere Gemeinden und wir Hauptamtlichen bauen auf Menschen, die sich ehrenamtlich in den vielfältigsten Aufgaben engagieren. In der Zukunft werden wir zunehmend Prioritäten in der pastoralen Arbeit setzen müssen, um mit dem kostbaren Guthaben „Ehrenamt“ sorgsam umzugehen.

Sr. Martina Kohler, Pastoralreferentin, St. Peter und Paul Eschweiler-Mitte: Gutes Ehrenamt bedeutet für mich, dass jemand seinen Dienst mit Leidenschaft und Engagement tut und gleichzeitig auch gut für sich selber sorgt, indem er Grenzen setzt und eigene Interessen pflegt. Wichtig finde ich die Fähigkeit zur guten Kooperation, sowohl mit den anderen Ehrenamtlichen als auch mit den Hauptamtlichen. Zum Gelingen eines Ehrenamtes gehören für mich gute Vorbereitung auf die Aufgabe, Wertschätzung von Seiten der Hauptamtlichen sowie klare Rahmenbedingungen (Zeitumfang, Aufwandsentschädigungen, Ansprechpartner bei Fragen). Einen Preis würde ich gerne unseren Ehrenamtlichen verleihen, die im St. Antonius-Krankenhaus im Ehrenamtlichen Seelsorge-Bereitschaftsdienst in der Nacht tätig sind. Sie sind besonders in Grenzsituationen des Lebens für die Patienten da, begleiten Sterbende, stehen deren Angehörigen hilfreich zur Seite. Sie bereiten sich auf diesen anspruchsvollen Dienst in einem längeren Ausbildungskurs vor und investieren dafür viel Zeit und Energie.

Petra Morschel, Gemeindereferentin, St. Lucia Stolberg-Mitte: Die Ehrenamtlichen sollten aus ihrem Glauben heraus, glaubwürdig ihre Gaben und Charismen auf Augenhöhe einbringen. In Bezug auf meine derzeitigen Arbeitsfelder, wie die Erstkommunionvorbereitung und das Flüchtlingscafé, zeichnen sich die Ehrenamtlichen aus, die besonders die ihnen jeweils anvertrauten Menschen (egal aus welcher Gemeinde) mit Toleranz und Zuverlässigkeit im Blick haben. Bei den Herausforderungen der heutigen Zeit ist beim Ehrenamt oft „der Mensch für den Menschen“ gefragt.

 

Wie und womit sagen Sie Ihren Ehrenamtlichen „Danke“?

Hannes Peters: Persönliche Aufmerksamkeit, Unterstützung in den Aufgaben. Alle zwei, drei Jahre eine pfarrliche „Dank“-Veranstaltung.

Gerlinde Lohmann: Als Hauptamtliche drücken wir unser herzliches Dankeschön in der Weise aus, dass wir unsere Verbundenheit besonders vor Ostern und Weihnachten mit einem Gruß zum Ausdruck bringen, der auch den Dank an die ganze Familie der Ehrenamtlichen beinhaltet; denn das Ehrenamt des einen zieht weite Kreise. Früher wurden in St. Heinrich und St. Martinus „Oasenzeiten“ angeboten, in denen bewusst die Hauptamtlichen etwas Besonderes für die Ehrenamtlichen getan haben, abgerundet mit einem schönen Buffet. In diesem Frühjahr haben wir in St. Heinrich – St. Laurentius – St. Martinus ein besonderes Ehrenamtsfest gefeiert in Zusammenarbeit mit dem Das-Da-Theater.

Ursula Weisgerber: Dankbar den Menschen zu sein, die ehrenamtlich mitarbeiten, ist für uns eine Haltung. Darüber hinaus bekommen alle ehrenamtlich Tätigen vor Weihnachten einen Dankeschön-Brief von Pfarrer Gattys. Am Geburtstag der Pfarrei (1. Januar) gibt es eine Kerze mit dem Emblem der Pfarrei als Geschenk. Die hauptamtlichen Ansprechpartner für die verschiedenen Bereiche sind diejenigen, die „ihren“ Ehrenamtlichen Dankeschön sagen. Wir hoffen, dass unser Dank ankommt.

Sr. Martina Kohler: Für unsere Ehrenamtlichen bieten wir jedes Jahr zweimal einen Besinnungstag an, gewöhnlich in Haus Damiano in Aachen. Eingeladen sind sie auch zu den Exerzitien im Alltag im Advent und in der Fastenzeit. Im Juni haben wir alle Ehrenamtlichen zu einem Dankeschönfest eingeladen. Es begann mit einer Eucharistiefeier und setzte sich fort mit einem geselligen Beisammensein im Pfarrgarten. Darüber hinaus haben wir begonnen, eine „geistliche Tankstelle für Ehrenamtler“ anzubieten. Hier soll einerseits ein Impuls für das eigene Glaubensleben gegeben werden, und andererseits soll das Treffen Raum bieten zum gemütlichen Zusammensein und Austausch.

Petra Morschel: Bei den Kommunionkatechetinnen bedanken wir uns mit einem Abendessen in einem Stolberger Lokal. Das wird gerne angenommen und es sind sehr schöne Abende. Die Ehrenamtlichen beim Flüchtlingscafé haben im Advent eine Stofftasche mit dem Aufdruck: „Willkommen“ in verschiedenen Sprachen und eine Solidaritätskerze (Flüchtlinge) bekommen. Ich fände toll, wenn es in St. Lucia einmal ein Dankeschönfest für die Ehrenamtlichen aller Gemeinden geben würde. Initiator müssten die Hauptamtlichen und evtl. der Kirchenvorstand sein. Es sollte dann kein Ehrenamtlicher „helfen“ müssen.

 

Ehrenamt 2 Quadratisch (c) Andrea Thomas (c) Andrea Thomas
ehrenamt (c) Andrea Thomas