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Flüchtlinge
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Kolumbien
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Lebendige Kirche
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Raum zur freien Verfügung

Das Soziokulturelle Zentrum Klösterchen startet ein neues Projekt –

gemeinsames Gärtnern (c) Andrea Thomas
gemeinsames Gärtnern
Datum:
Mi. 1. Juni 2016
Von:
Andrea Thomas
Flüchlingsarbeit der etwas anderen Art: Wonach möchten wir Menschen beurteilt werden? Nach unseren Schwächen oder unseren Stärken? Blöde Frage, oder?

Bei Flüchtlingen sehen wir jedoch meist nur Menschen, die Schlimmes erlebt haben und unsere Hilfe brauchen. Seltener schauen wir auf ihr Können und ihre Talente.

Das Soziokulturelle Zentrum Klösterchen in Herzogenrath und sein Träger, der Förderverein Arbeit, Umwelt und Kultur, will diese andere Sichtweise schärfen. Sei es in der Arbeit für und mit Langzeitarbeitslosen oder in der Flüchtlingsarbeit, im Blick ist immer der Mensch, mit all seinen Facetten. „Menschen wieder zu den Akteuren ihres eigenen Lebens machen“,  beschreibt Wilfried Hammers, Vorsitzender des Vereins, den Ansatz. Oder mit Blick auf die Internationalität der Flüchtlinge: „I belong to myself – alone“.

Die Arbeit und Unterstüzung von Flüchtlingen hat eine lange Tradition

Flüchtlingsarbeit und Bemühungen, Menschen selbst zu ermächtigen, seien nichts Neues für sie. Beides gebe es hier schon fast so lange wie das Soziokulturelle Zentrum selbst, das  im Juni sein 20-Jähriges feiert. Hammers erinnert sich vor allem an zwei Oppositionsgruppen aus Togo und Nigeria, die lange Jahre ihre Büros im Haus hatten oder auch die Arbeit mit
den Menschen, die vor dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien geflohen sind. Seit Ende 2014 gibt es das Arbeitsformat „Weltkulturfenster“. Unter seinem Dach finden die  unterschiedlichsten Veranstaltungen und Projekte statt. Das reicht von fröhlichen Kennenlern-Festen mit Kreativangeboten im vergangenen Jahr über Länderabende, die Flüchtlinge gestaltet haben, bis zur Öffnung der Kultur- und Kreativangebote im Haus.

So finden Menschen, die in ihrer Heimat selbst einen Garten hatten, im interkulturelle Garten hinter dem Zentrum zwischen Unkrautzupfen und Tomaten und Paprika ziehen, ein Stück Zuhause und Gleichgesinnte. Eine Gruppe überwiegend jugendlicher Flüchtlinge trifft sich Montagnachmittags mit Musikpädagoge Hans Brandt zum Musizieren und Improvisieren. Außerdem gibt es seit Beginn des Jahres den Frauentreff „Zuversicht“ für Flüchtlingsfrauen und Einheimische sowie die Kinoreihe „Cinema without frontiers“, die auf Filmvergnügen setzt, das wenig Worte braucht.

Multikulturelles Atelier soll helfen, die Selbstverantwortung zu stärken

Ein neues Projekt, das den Gedanken der Selbstermächtigung noch einmal besonders stärken soll, ist derzeit in der Vorbereitungsphase. Unter dem Arbeitstitel „Atelier Empowerment“ sollen Flüchtlinge eigene Räume im Klösterchen zur Verfügung gestellt bekommen. Angedacht sind 60 Quadratmeter, ausgestattet mit einer Küche und Gebrauchtmöbeln, die sich die
neuen Nutzer selbst aussuchen sollen, sowie Freifunk. Das multikulturelle Atelier soll den Flüchtlingen nach Wahl eines verantwortlichen Gremiums eigenständig zur Nutzung überlassen werden. Interessierte Gruppen können sich dort zu verschiedenen Aktivitäten treffen. Dabei sind die Flüchtlinge, nach den auch sonst im Haus geltenden Prinzipien, „Souverän ihres Handelns“ und können auch selbst als Gastgeber andere einladen. Wie Wilfried Hammers unterstreicht: „Wir geben ihnen einen Vertrauensvorschuss und stärken damit auch ihr Selbstbewusstsein und ihre Selbstverantwortung, damit sie auf ihre Stärken und nicht ihre Defizite gucken können.“ – Und nicht nur sie.

Mehr: www.kloesterchen.net