Braunkohle
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Kolumbien
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Lebendige Kirche
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Laufend protestieren

Im Vorfeld zum Klimacamp im August fand in der Region Erkelenz der Zukunftslauf Rheinland statt

Zukunftslauf Rheinland (c) Garnet Manecke
Zukunftslauf Rheinland
Datum:
Di. 26. Juni 2018
Von:
Garnet Manecke
Dass Keyenberg, Kuckum, Unter- und Oberwestrich sowie Berverath dem Tagebau Garz­­weiler II weichen müssen, ist nicht mehr zu ändern. Dennoch gibt es immer wieder Protestaktionen gegen die Umsiedlung zum Abbau der Kohle.
Zukunftslauf Rheinland (c) Garnet Manecke
Zukunftslauf Rheinland

Unter dem Motto „Braunkohle den Laufpass geben“ fand ein Lauf entlang der Kirchen statt, die dem Tagebau in den kommenden Jahren weichen müssen. Längst geht es bei solchen Aktionen nicht mehr nur um die Umsiedlungen.

75 Frauen und Männer sind angetreten, um laufend ihren Protest gegen den Abbau weiterer Ortschaften auszudrücken. In Erkelenz sind sie sozusagen die Vorhut zu weiteren Protesten, die mit dem Klimacamp im August voraussichtlich wieder stattfinden werden. Der Tagebau bewegt die Menschen – auch wenn die Würfel in Sachen Umsiedlung längst gefallen sind und eine Rückkehr zum alten Status quo in den Orten Keyenberg, Kuckum, Unter- und Oberwestrich sowie Berverath wohl nicht mehr möglich ist. „Die ersten sind ja schon weg", sagt eine Bewohnerin aus Keyenberg, die sich die Läufer, die an ihrer Haustür vorbeirennen, anschaut. „Es ist einfach nur traurig." Dennoch hat sie die Hoffnung, bleiben zu können, noch nicht ganz aufgegeben. „Vielleicht nützt es doch noch was", sagt sie.

Dass der Zukunftslauf die Wende bringen und ein Wunder geschehen könnte, glaubt niemand mehr. Aber es geht bei den Aktionen des Bündnisses gegen Braunkohle, unter deren Dach sich verschiedene Initiativen und Gruppierungen zusammengeschlossen haben, um mehr. Es geht um den globalen Klimawandel und die damit zusammenhängenden Folgen wie zum Beispiel die zunehmende Zahl an Klimaflüchtlingen. Dass der Zukunftslauf so nah im Vorfeld zu den Verhandlungen der Kohle-Kommission stattfand, hatten die Organisatoren nicht geplant. Es ist ein Zufall, der die Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit auf das Thema Klimawandel, Kohleausstieg und alternative Energien lenkt.

Die Laufstrecke führte durch Wohnstraßen von Erkelenz, über Landstraßen und Feldwege, an den Kirchen in Kuckum und Keyenberg vorbei. Wer wollte, konnte vor dem Ziel in Wanlo noch eine Extra-Schleife direkt an den Tagebau drehen. Im Angesicht des riesigen Baggers führte der Weg dann wieder nach Wanlo zurück, wo sich rund um die Kirche St. Mariä Himmelfahrt Läufer und Nicht-Läufer zu einem Abschlussfest trafen. Hier informierten Umweltverbände und politische Parteien zur aktuellen Klimadebatte. Mit einer Fotoausstellung wurde an den Abriss von St. Laurentius Immerath Anfang dieses Jahres erinnert.

Früher ging es um die Wahrung der Heimat, heute geht es um Folgen des Klimawandels

Auch Vertreter des Klimacamps 2018 warben für das kommende Camp. Es wird vom 11. bis 22. August in der Region am Tagebau stattfinden. Neben internationalen Aktivisten, die für das Camp extra anreisen, haben auch die direkt vom Tagebau betroffenen Anwohner die Gelegenheit, sich einzubringen und zu engagieren. Die Aktivisten wollen sich mit den Anwohnern enger vernetzen, darum soll es erstmals ein Programm von und für die Bevölkerung geben.

Dabei ist der Tagebau zwar Aufhänger für die Themen des Klimacamps, allerdings geht das Interesse der Aktivisten weit über die regionalen Grenzen hinaus. So findet in diesem Jahr auf dem Camp eine Konferenz zur internationalen Klimagerechtigkeit statt. Auch die nationale Bewegung für Klimagerechtigkeit wird bei dem Camp zusammenkommen und drei Tage darüber diskutieren und beraten, wie die Strategie und Aktionen für 2019 aussehen sollen.

Wie sich der Protest und seine Themen mit der Zeit gewandelt haben, ist an den Schildern entlang der Laufstrecke gut abzulesen. An den Ortseingängen zu Unterwestrich und Keyenberg hängen noch die alten Protestplakate „Ja zur Heimat! Wir bleiben", die fast trotzig klingen. Als die Proteste in den 1980er Jahren begannen, ging es den Menschen vor allem darum, den Verlust ihrer Heimat zu verhindern, die gewachsenen Dorfstrukturen und die Vertrautheit des eigenen Zuhauses zu bewahren, in dem viele Familien seit Generationen wohnten. Es ging auch darum, sich nicht bieten zu lassen, dass andere Menschen einfach über den eigenen Kopf hinweg bestimmten. Heute geht es um den Klimawandel, dessen globale Folgen bereits spürbar sind.

Der Zukunftslauf wurde in Kooperation vierer Gruppen organisiert, darunter der „Erkelenzer Klimatisch", in dem auch kirchliche Organisationen aktiv sind, und die Wanloer Gruppe des Verbunds „Das gelbe Band", in dem sich die Grubenranddörfer im rheinischen Braunkohlerevier zusammengeschlossen haben.

 

Zukunftslauf Rheinland (c) Garnet Manecke
Zukunftslauf Rheinland (c) Garnet Manecke
Zukunftslauf Rheinland (c) Garnet Manecke