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Flüchtlinge
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Kolumbien
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Lebendige Kirche
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Im Land der Kontraste

Mit jeder persönlichen Begegnung wächst die Partnerschaft des Bistums Aachen mit Kolumbien

Kolumbienreise (c) privat
Kolumbienreise
Datum:
Di. 30. Aug. 2016
Von:
Thomas Hohenschue
Sie kennen das Partnerland des Bistums Aachen, Kolumbien, allmählich wie ihre Westentasche: Msgr. Stefan Dückers und Thomas Hoogen haben schon viele Ecken erkundet und vor allem führen sie immer wieder Gäste aus der Heimat in das lateinamerikanische Land ein.
Kolumbienreise (c) privat
Kolumbienreise

Ihre Überzeugung: So festigt und vertieft sich die transkontinentale Partnerschaft Stück für Stück.

Jüngst begleiteten der bistümliche Kolumbienbeauftragte und der Pastoralreferent die Domkapitulare Andreas Frick und Markus Bruns auf ihrer ersten Reise durch Kolumbien. Elf intensive Tage, die auch aus gesundem zeitlichen Abstand heraus dem Ständigen Vertreter des Diö - zesanadministrators und dem Propst aus Heinsberg nachhaltige Eindrücke verschafft haben. Die KirchenZeitung sprach mit den vieren darüber.

Erste Eindrücke

Kolumbien begeistert die meisten der Menschen, die das Land kennenlernen. So auch die beiden Domkapitulare. Markus Bruns hat es die Vielfalt und Schönheit der Landschaften angetan. Andreas Frick spricht von der Gastfreundschaft und der frohen Lebenshaltung, die nach seiner Wahrnehmung Kolumbianer auszeichnet. Und das auch und gerade vor den großen Kontrasten, die das Partnerland des Bistums prägen: Armut und Reichtum, Gewalt und Friedfertigkeit, Rückständigkeit und Modernität – alles existiert nebeneinander in Kolumbien. Es ist ein Land der Regionen, der Ungleichzeitigkeiten, der Verwerfungen. Markus Bruns hat sich nirgendwo unsicher gefühlt. Andreas Frick sieht im Lebensmut der Kolumbianern etwas, das ihn demütig und froh macht: Auch dort, wo widrige Verhältnisse herrschen, schauen die Menschen nach vorne, bauen an der Zukunft.

Der Friedensprozess

Euphorie haben sie nirgendwo wahrgenommen: die Reisenden aus dem Bistum Aachen. Aber überall war die zarte Pflanze Friedensprozess ein Thema, berichtet Andreas Frick. Wie genau Versöhnung gehen kann angesichts des Jahrzehnte währenden Unrechts und Leids? Da gibt es keine einfachen Antworten. Ein Riss geht quer durch die kolumbianische Gesellschaft und auch durch die Kirche. In einer der bewegenden Gedenkstätten an die Opfer von Krieg und Gewalt hat die Delegation das sehr konkret erlebt. Kolumbianer rangen um die Auslegung ihrer jüngeren Geschichte – dass es nicht laut wurde, schreiben die Aachener nur der Höflichkeit gegenüber dem deutschen Besuch zu. Andreas Frick hat es sehr berührt, dass in Kolumbien nicht die unmittelbar von Gewalt Betroffenen als Opfer gezählt werden, sondern auch ihre Angehörigen. „Das ist sehr richtig so", sagt er.

Die Kirche im Wandel

Die kolumbianische Gesellschaft ist jung. Das ist den beiden Domkapitularen deutlich aufgefallen. Und so wachsen vielerorts die Städte. Mittendrin: die katholische Kirche. Sie ist auch in den Armenvierteln präsent, mit Gotteshäusern, mit sozialen Diensten. „Die Kirche ist hier an einer ganz anderen Stelle ihrer Missionsarbeit", resümiert Andreas Frick. Zugleich stellt die Delegation auch große Herausforderungen für die altehrwürdige Institution fest: Sie muss sich zunehmend gegenüber evangelikalen Gemeinschaften behaupten. Die Situation ist in dieser Hinsicht auch nicht mit der deutschen vergleichbar. Und andere Unterschiede treten in den Gesprächen zu Tage: Kolumbianer fremdeln mit unserer ökumenischen und interreligiösen Offenheit, sie verstehen die Landschaft unserer pastoralen Berufe nicht und eines können sie sich gar nicht vorstellen: Kirchen zu schließen, umzunutzen oder gar abzureißen. „So etwas darf uns nicht passieren", zitiert Andreas Frick den O-Ton eines bischöflichen Gesprächspartners.

Die Partnerschaft

In fünf Jahrzehnten ist die Partnerschaft auf beiden Seiten gewachsen. Spuren der Verbundenheit haben die Domkapitulare, der Beauftragte und der Pastoralreferent an vielen Stationen ihrer Reise wahrgenommen: in Gesprächen, Gesten, Geschenken, aber auch vor Ort war das Bistum Aachen konkret sichtbar, etwa in Form einer hölzernen Karte. „Uns tut diese Partnerschaft gut", betont Andreas Frick, wie stark auch die deutsche Seite von den Erfahrungen und Ansätzen der Kolumbianer profitiert. Ihn beeindruckt, wie genau die Partner nachhalten, welche Wirkung ihre Pläne entfalten. Und Markus Bruns ergänzt: „Mich beflügelt die Begeisterung, mit der die Kolumbianer ihren Glauben leben." Mit jeder persönlichen Begegnung vertieft sich die Partnerschaft, bilanzieren Msgr. Stefan Dückers und Thomas Hoogen. So sehen das auch die kolumbianischen Partner und freuen sich auf den künftigen neuen Bischof von Aachen. Ihn so rasch wie möglich bei sich begrüßen zu dürfen, ist ihr Herzenswunsch. Als Geste zur Weiterentwicklung der Partnerschaft hat man verstanden, dass auch in der Vakanz mit Andreas Frick ein Mitglied der Aachener Bistumsleitung bei ihnen war.

Kolumbienreise (c) privat
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