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Im Gleichgewicht

Bei der Leitung von GdG und Pfarreien übernehmen Laien immer mehr Verantwortung

Datum:
Di. 11. Sep. 2018
Von:
Garnet Manecke
25 Jahre ist es her, dass die erste Pfarrei im Bistum Aachen ihre Gemeindeleitungen nach dem Moderatorenmodell can. 517,2 CIC organisierte und damit auch Laien in die Leitungsverantwortung einbezogen wurden.
Johannes Schnettler (c) Thomas Hohenschue
Johannes Schnettler

 Seitdem hat sich viel getan: Im Bistum gibt es inzwischen drei Modelle, die Laien in die Führungsriege einbeziehen und die Priester damit deutlich entlasten.

Ganz einfach war es nicht, das neue Modell in der Pfarrei St. Laurentius Odenkirchen einzuführen. Als Pfarrer Jan Nienkerke die GdG im Sommer 2015 verließ und die Leitung der GdG Viersen-Dülken übernahm, war schon klar, dass kein neuer Pfarrer die Leitung der Pfarrei im Westen Mönchengladbachs übernehmen würde. Dennoch gab es Widerstände gegen die Pläne, das neue Leitungsmodell der „Beauftragung von Verantwortlichen“ einzuführen und damit auch Laien in die verantwortliche Führung der Gemeinden einzubinden. „Das war sehr schwierig, sogar eine Unterschriftenaktion wurde dagegen organisiert“, erinnert sich Wolfgang Habrich, Mitglied des Teams. Inzwischen haben sich die Wogen geglättet. Ein Jahr hat der Prozess, ein passendes Leitungsmodell zu finden und zu etablieren, gedauert. Im Februar dieses Jahres wurde nun das K-Team, wie sich das Leitungsteam selbst nennt, offiziell eingeführt. K steht für Kommunikation, Kooperation und Konfliktlösung – die drei Eckpfeiler für den Erfolg. Denn das Team muss darauf achten, dass Entscheidungen für drei unterschiedliche Gemeinden passen.

Damit das klappt, hat jede Gemeinde zwei Vertreter aus dem Gemeinderat in das K-Team entsandt. Dazu kommen je zwei Vertreter aus dem Kirchenvorstand und zwei aus dem Pastoralteam. Alle zehn Personen sind gleichberechtigt, jeder hat seine Aufgabe. Bei Sitzungen geht die Protokollführung reihum, genauso wie die Moderation. „Von Anfang an sind wir uns mit Wertschätzung begegnet“, sagt Wolfgang Habrich. „Aufeinander zu hören, ist sehr wichtig. Besonders bei kontroversen Diskussionen.“ Das Ziel ist immer eine Einigung, deshalb gibt es auch keine Abstimmungen. Kann man keine Einigung finden, wird die Entscheidung vertagt. Damit alle auf demselben Wissensstand sind, werden die Protokolle in eine Cloud geladen, auf die jeder Zugriff hat. „Das läuft erstaunlich gut“, sagt Wolfgang Habrich. Das Miteinander hat auch dazu geführt, dass die Gemeinden enger zusammengefunden haben.

Dass Hauptamtliche und Ehrenamtliche, Priester und Laien, gemeinsam die Verantwortung für die Gemeindeleitung übernehmen, sei ein Modell der Zukunft, glaubt Johannes Schnettler vom Generalvikariat, Hauptabteilung Pastoral/Schule/ Bildung. „Die gemeinschaftliche Leitung von Priestern und Laien ermöglicht es, dass vor Ort in den Gemeinden eine Leitung stattfinden kann.“ Für die Priester und die Laien ist das eine große Herausforderung. Denn die Priester geben mit der Verantwortung auch einen Teil der Entscheidungsmacht ab. Auf der anderen Seite werden sie entlastet. Wichtig sei, dass bei den Modellen die Rollen aller Beteiligten klar geklärt sind. Ob und welches Leitungsmodell in einer GdG möglich ist, hängt zum einen davon ab, ob der leitende Priester, sofern vorhanden, das zulässt.

In der GdG Aachen-Nordwest hat Pfarrer Josef Voß um die Beteiligung von Laien in der Führung gebeten. So kam es, dass in der GdG zwei Leitungsmodelle parallel existieren: Die Gemeinden St. Martinus Richterich, St. Laurentius Laurensberg und St. Heinrich Horbach im Nordteil werden in der Gemeindeleitung in Gemeinschaft geführt, im Südteil der GdG mit St. Konrad und St. Philipp Neri Vaalserquartier, St. Sebastian Hörn und St. Peter Orsbach gibt es das Leitungsmodell der Beauftragung der Verantwortlichen. „Der Unterschied besteht darin, dass ich in den Nordgemeinden der amtlich bestellte Pfarrer bin und die Südgemeinden keinen eigenen Pfarrer mehr haben“, erklärt Josef Voß. „Dort bin ich Pfarradministrator. Das bedeutet, dass ich mich nicht so kümmern muss wie ein Pfarrer, aber ich muss schauen, dass es läuft. Ich bin aktiv und konstruktiv in der Beratung und Leitung, aber nicht alleine, sondern mit anderen.“

Auch hier war die Entscheidung nicht leicht, berichtet Voß. „Für die Betroffenen ist das immer ein großer Umbruch. Aber je mehr Partnerschaft da ist, umso leichter ist das zu akzeptieren.“ Für ihn war klar, dass er eine so große GdG als verantwortlicher Priester nicht führen konnte. „Ich merke: Wenn ich drei Pfarreien klassisch leiten soll, kann ich den Menschen nicht gerecht werden“, sagt er. Deshalb ist ihm auch in den drei Nord-Gemeinden die Beteiligung von Laien wichtig. Seit sechs Jahren wird die GdG Aachen-Nordwest auf diese Weise geführt. Josef Voß erlebt das als bereichernd. „Das Bewusstsein: Wir gehören zusammen und was entschieden wird, hat auch Auswirkungen für andere, hat sich verstärkt“, berichtet er. „Im Austausch mit Blick auf drei Gemeinden erweitert sich der Horizont.“ Denn es müssen sehr unterschiedlich geprägte Gemeinden zusammenfinden. „Wenn wir in der Caritas oder der Katechese etwas umstellen, soll es für alle gelten“, nennt Voß ein Beispiel. „Das braucht viel Flexibilität. Menschen prägen die Gemeinde. Das ist schön.“

Broschüre Laien in Leitung (c) Bistum Aachen