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Hilfe zum Leben statt Hilfe zum Sterben

Suizidbeihilfe (c) Thomas Hohenschue
Suizidbeihilfe
Datum:
Do. 17. Sep. 2015
Von:
Diözesanrat der Katholiken im Bistum Aachen
Fachleute aus Kirche, Politik und Ärzteschaft sprechen sich in Aachen gegen Änderung der Gesetze zur Suizid-Beihilfe aus
suizidbeihilfe (c) Thomas Hohenschue
suizidbeihilfe

Soll Ärzten oder auch Vereinen künftig die Beihilfe zur Selbsttötung erlaubt sein? Im Herbst entscheidet der Bundestag, ob und wie er die Rechtslage verändert. Handlungsbedarf besteht aus Sicht einer größeren Zahl von Fachleuten allerdings eher im Standesrecht. Dies bekräftigte eine Runde hochkarätiger Experten aus Kirche, Politik und Ärzteschaft am 16. September in Aachen.

Den fachlichen Konsens brachte die ehemalige Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) auf den Punkt: „Die Hilfe beim Sterben darf nicht zur Dienstleistung verkommen.“ Ihr fachpolitischer Kollege von der CDU, Rudolf Henke, ebenfalls aus Aachen, bekräftigte das: „Tötung auf Verlangen, nichts anderes ist die von manchen angestrebte Beihilfe zum Suizid, darf es nicht geben.“

Andreas Jurgeleit, Richter am Bundesgerichtshof, machte deutlich: „Je weniger wir generell regeln, umso mehr Barmherzigkeit können wir am Ende des Lebens individuell leisten.“ Allen Beteiligten am Podium, auch dem Vorsitzenden des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Aachen, war allerdings mehr Rechtssicherheit für Ärzte in den Grenzsituationen der medizinischen Hilfe wichtig. Das Standesrecht müsse harmonisiert werden, es unterscheide sich bislang von Bezirk zu Bezirk.

Entschieden wandte sich das Podium gegen Wege, die manche europäischen Nachbarn in der Frage der Beihilfe zum Suizid eingeschlagen haben. Sowohl für den Einzelnen als auch gesellschaftlich seien damit große Gefahren verbunden. Alfred Etheber vom Caritasverband für das Bistum Aachen warnte vor einer Gesellschaft, in der sich immer mehr Kranke und Alte für die Selbsttötung entscheiden, um anderen nicht zur Last zu fallen.  

Alle Experten, wie auch Dominik Groß vom Klinischen Ethik-Komitee des Universitätsklinikums Aachen, unterstrichen die gewaltigen Fortschritte in der Palliativmedizin, welche ein würdiges Leben bis zum Schluss auch bei schwersten Krankheiten ermöglichen. Auch der stetige Ausbau der hospizlichen Versorgung sei die bessere Alternative zur assistierten Selbsttötung.

Dass man nicht allen schweren Einzelschicksalen gerecht werden kann, wurde an diesem Abend in Aachen immer wieder deutlich. Aber der offene Diskurs über die Wertegrundlagen unserer Gesellschaft sei ein sehr positiver Nebeneffekt der gesetzgeberischen Auseinandersetzung, zogen die Veranstalter Diözesanrat der Katholiken und Bischöfliche Akademie Aachen ein erstes Fazit.

suizidbeihilfe2w.jpg (c) Thomas Hohenschue