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Kolumbien
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Lebendige Kirche
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Die, die einfach „nur“ da sind

Ambulante Hospizdienste bieten Wegbegleitung und Unterstützung am Lebensende des Menschen

Datum:
Di. 21. Juni 2016
Von:
Stephanie Eßer
Der medizinische Fortschritt ist segensreich, wir werden älter und schwere Erkrankungen verlaufen nicht mehr so dramatisch schnell. Dies bringt jedoch mit sich, dass immer mehr Menschen pflegebedürftig werden – auch für eine lange Zeit.

 In vielen Fällen übernehmen Familienangehörige neben den Pflegediensten Aufgaben, die hiermit verbunden sind. Das geht bisweilen an die körperliche und seelische Substanz, weil man immerzu bereit sein muss. Und je länger ein Pflegefall dauert, desto größer sind die Anforderungen. Auch für den lebensbedrohlich und lebensverkürzend Erkrankten verlängert sich die Zeit des Lebens, was angesichts der Gewissheit zu sterben eine große Belastung darstellen kann. Immer wieder keimt Hoffnung auf, eine solch Tod bringende Erkrankung zu überleben. Mit jeder gesundheitlichen Krise, die überwunden wird, wächst die Hoffnung, dass das so weiter gehen kann, und das tut es auch oft. Dennoch, in einem Eckchen des Bewusstseins bleibt die Gewissheit – mein Lebensende liegt viel näher, als ich es vielleicht geplant hatte.

Wir Menschen gehen mit dieser Situation sehr unterschiedlich um. Die einen wollen viel über ihre Erkrankung, ihre Ängste, ihren Glauben, ihre Hoffnungsbilder, wie es nach dem Tod weitergeht, sprechen oder auch über ihre Sorgen in Bezug auf ihre Lieben, die noch weiterleben, deren finanzielle und persönliche Sicherheit nach dem eigenen Tod. Andere wiederum wollen gar kein Gespräch über ihre Situation oder das Ende ihres Lebens. Und zwischen diesen Polen gibt es so viele unterschiedliche Umgehensweisen mit dem nahenden Lebensende, wie es von lebensbedrohlicher Krankheit betroffene Menschen und deren An- und Zugehörige gibt.

In diesen Situationen sind die ehrenamtlichen gut ausgebildeten Mitarbeiter ambulanter Hospizdienste Weggeleit und Unterstützung durch Gespräche, Zuhören und einfaches „nur" Da-sein. Sie stellen sich ganz auf die Situation vor Ort ein. Ihre Arbeit ist kostenlos und sie unterliegen der Schweigepflicht.

 

Zeitpunkt früh wählen, damit Beziehungsaufbau möglich ist

Anfragen kann jeder zu jeder Zeit, es gibt nicht den besten Zeitpunkt. Günstig ist es auf jeden Fall, schon dann diese Unterstützung mit ins Boot zu nehmen, wenn die Erkrankten noch so gut aufgestellt sind, dass sie eine Beziehung gemeinsam mit der ehrenamtlichen Begleitung aufbauen können. Auch von Seiten der Angehörigen sollte der Zeitpunkt früh gewählt werden, dieses Angebot wahrzunehmen, damit sich keine zu große Überlastungssituation entwickelt, sondern die Last dieses Weges auf vielen Schulten verteilt wird.

Zu einem Erstgespräch kommt die Koordinatorin nach Hause und Betroffene können alle Fragen stellen; erst dann erfolgt der Schritt, eine ehrenamtliche Begleitung kennenzulernen. Die Begleitung stellt sich ganz auf das ein, was die begleitete Person wünscht. Sie kommt regelmäßig und verlässlich zu abgesprochenen Terminen. Pflege übernehmen die Begleitungen nicht. Aber sonst ist alles möglich, wenn es auch für den Erkrankten möglich ist. Der zu begleitende Mensch ist der Dirigent, die Begleiter sind das Orchester.

sterbebegleitung (c) www.pixabay.com