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Aus der KiZ: Es ist unwürdig, ihnen keine Chance zu geben

Die Caritas zu den Perspektiven älterer Arbeitsloser

stop-593748_1920 (c) www.pixabay.com
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Datum:
Mi. 16. Jan. 2019
Von:
Aus der KirchenZeitung

Politik und Wirtschaft müssen mehr dafür tun, damit das Potenzial älterer Arbeitsloser auch im Bistum Aachen ausgeschöpft und Altersarmut vorgebeugt wird. Das fordert der Caritasverband für das Bistum Aachen unter Berufung auf einen Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW. 

81 Prozent der Hartz-IV-Bezieher ab 55 Jahren im Bistum erhielten im Dezember 2017 seit mindestens zwei Jahren Hartz IV-Leistungen. In der jüngeren Vergleichsgruppe unter 55 Jahren im Bistum waren dagegen rund 61 Prozent seit mindestens zwei Jahren auf diese staatliche Unterstützung angewiesen. 4694 Hartz-IV-Bezieher im Bistum Aachen, die das 58. Lebensjahr vollendet haben, fehlen in der Statistik der Arbeitslosen komplett. Sie werden aufgrund einer Sonderregelung nicht mehr erfasst.

„Die Zahlen zeigen, dass mit zunehmendem Alter das Risiko des dauerhaften Hartz-IV-Bezuges und damit das der Altersarmut steigt“, sagt Diözesancaritasdirektor Burkard Schröders. Wer sich mit 55 Jahren neu bewerben müsse, finde nur schwer einen Job.

Ausbau öffentlicher Arbeit

Das sei die Erfahrung vieler Arbeitsuchender, obwohl ältere Arbeitnehmer dringend gebraucht würden und Fachkräfte fehlten. „Selbst in diesem Alter haben die allermeisten Menschen noch fast zehn Berufsjahre bis zum Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze vor sich. Es ist unwürdig, ihnen keine Chance mehr auf einen Job zu geben. Wir müssen alles daransetzen, ihnen so lange wie möglich den Zugang zu sinnstiftender guter Arbeit offenzuhalten.“

Fehlende oder veraltete berufliche Qualifikationen, aber auch Vorbehalte von Arbeitgebern gelten als Hauptgründe für die Schwierigkeiten älterer Menschen bei der Jobsuche. Ältere Hartz-IV-Bezieher ab 50 Jahren nehmen jedoch laut Report im Bistum Aachen auf insgesamt niedrigem Niveau seltener an Maßnahmen zur beruflichen Weiterbildung teil als jüngere Hartz-IV-Bezieher.

„Es ist wichtig, dass spezifische Weiterbildungs- und Förderangebote für ältere Arbeitslose entwickelt und finanziert werden“, sagt Roman Schlag, bei der Caritas zuständig für arbeitsmarktpolitische Fragen. Zudem sei für die Beratung mehr Zeit nötig, was wiederum einen besseren Betreuungsschlüssel bei den Jobcentern erfordere.

Der Arbeitslosenreport zeigt aber auch, dass ältere Menschen im Bistum Aachen auch in Arbeitsgelegenheiten oder in geförderten sozialversicherungspflichtigen Stellen beschäftigt sind (28,6 Prozent der Fördermaßnahmen). „Für ältere Langzeitarbeitslose, die große gesundheitliche Probleme oder besondere soziale Schwierigkeiten haben, ist ein solcher Arbeitsplatz oft die einzige realistische Chance, ihr Menschenrecht auf Arbeit zu verwirklichen“, sagt Roman Schlag. „Deshalb freuen wir uns über den Ausbau öffentlich geförderter Arbeitsplätze mit Sozialversicherungspflicht und Arbeitsvertrag, den das Teilhabechancengesetz seit Januar möglich macht.“

Der Caritasverband für das Bistum Aachen fordert, in besonderen Härtefällen den betroffenen Menschen auf Wunsch eine entfristete Fortsetzung ihrer öffentlich geförderten Beschäftigung bis zum Erreichen der gesetzlichen Regelaltersgrenze zu ermöglichen. „Arbeit bedeutet Wertschätzung, soziale Teilhabe und Tagesstruktur“, betont Roman Schlag. Ältere Menschen hätten ein Recht darauf, eines Tages aus der Arbeit und nicht aus der Arbeitslosigkeit in Rente zu gehen. cba

Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 3/2019