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Lebendige Kirche
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Affront statt politischer Korrektur

Aachener Diözesanrat der Katholiken zur aktuellen Asylpolitik

Auf der Flucht (c) Jihan Foundation Sinjar
Auf der Flucht
Datum:
Fr. 20. Feb. 2015
Von:
Diözesanrat der Katholiken im Bistum Aachen
Etwa 200 von mehreren 10.000 christlichen Gemeinden in Deutschland gewähren abschiebebedrohten Flüchtlingen Kirchenasyl. Kürzlich verglich Bundesinnenminister Thomas de Maizière diese Nothilfe aus christlicher Verantwortung mit dem islamischen Rechtssystem Scharia.

Dies kritisiert wiederum der Vorsitzende des Aachener Diözesanrats der Katholiken, Lutz Braunöhler.

Der Vergleich beleidige die betroffenen Asylsuchenden und die engagierten Menschen in Kirchengemeinden. An Stelle dieses Affronts müsse sich de Maizière für Korrekturen am europäischen Recht einsetzen. Dieses ermögliche eine Abschiebung von Flüchtlingen auch ohne geklärte Identität.

Menschen, die vor Extremisten oder totalitären Regimen geflohen sind, hätten aber häufig ihre Pässe abgenommen bekommen, erläutert Braunöhler. Das müsse das deutsche Asylverfahren stärker beachten.

 

Die Presseerkärung im kompletten Wortlaut:

Affront gegenüber Flüchtlingen und Asylsuchenden und engagierten Menschen in Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen
Lutz Braunöhler, Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Aachen, erklärt:

„Der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Aachen verwahrt sich nachdrücklich gegen den Vergleich von Kirchenasyl für in ihren Heimatländern verfolgte Menschen mit der islamischen Scharia durch den Innenminister der Bundesrepublik Deutschland, Thomas de Maizière.

Es geht beim Kirchenasyl nicht um ein anderes Rechtssystem auf deutschem Boden, sondern um unsere christliche Verantwortung bei der Wahrnehmung offensichtlicher Defizite des Dublin-Vertrags unter Wahrung der deutschen Rechtsordnung, die hinsichtlich der Gewährung von Asyl durchaus interpretationsfähig ist. Nach EU-Recht können Flüchtlinge abgeschoben werden, deren Identität ungeklärt ist. Es ist aber allgemein bekannt, dass den Christen z. B. in Syrien aus genau diesem Grund die Pässe abgenommen werden, um ihre Flucht zu behindern. Diesem Gesichtspunkt wird bei der Prüfung des Asylrechts zu wenig Beachtung geschenkt.

Es geht um Menschen, die in Nigeria, in Afghanistan, in Syrien und im Irak von Extremisten oder totalitären Systemen verfolgt werden und deshalb geflohen sind.

Es geht auch nicht um „Hunderte von Fällen“, sondern aktuell lediglich um etwa 200 Fälle von gewährtem Kirchenasyl in Deutschland. Bei wohl einigen Zehntausend katholischen, evangelischen und freikirchlichen Gemeinden in Deutschland ist dies ein verschwindend geringer Prozentsatz. Jede Kirchengemeinde, die Kirchenasyl anbietet, weiß um die hohe Verantwortung und um die Last, die sie sich aufbürdet.

Der Innenminister lenkt von der Verantwortung der Politiker ab, auf europäischer Ebene für ein menschenwürdiges Asylverfahren zu sorgen, das den Bedürfnissen der Zeit angepasst ist und das auf die veränderte Situation in einigen Ländern der Erde, verursacht durch Gruppen wie Boko Haram, IS und Taliban, reagiert.

Der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Aachen fordert daher den Innenminister auf, sich für eine menschenwürdige Behandlung der nach Deutschland geflohenen und in ihren Herkunftsländern verfolgten Menschen einzusetzen anstatt den falschen Eindruck zu
erwecken, dass diesen Menschen unberechtigt Kirchenasyl gewährt wurde.“